19.10.2019
Der Titel des Buches täuscht ein wenig darüber hinweg, dass es nicht die schulische Inklusion aller Kinder (z.B. auch mit Migrations- oder Fluchterfahrung oder einer Hochbegabung) thematisiert, sondern ausschließlich die Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigung in das Bildungssystem. Dies ist allerdings dem beruflichen Werdegang des Autors geschuldet.
Prof. em. Dr. Otto Speck lehrte an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität Sonderpädagogik und hat den Prozess und die Diskussionen um die schulische Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigung in den letzten zehn Jahren begleitet. Er gibt einen Überblick über die Vorgeschichte der Inklusion und die Probleme und Erfolge der Umsetzung von Art. 24 UN-BRK und beschreibt die generellen Dilemmata des schulischen Inklusionsmodells. Abschließend bietet er Grundlagen für ein realisierbares inklusives Schulsystem.
In der Erkenntnis, dass das Thema Inklusion aufgrund einer „unsauberen" Definition sehr stark emotionalisiert und die Diskussion darüber weithin in Konfrontationen erstarrt ist, versucht der Autor sachlich, die Fürs und Wider zu beleuchten, ohne dabei aus seiner persönlichen Überzeugung einen Hehl zu machen: auf Förderschulen sollte nicht gänzlich verzichtet werden, wobei die inklusive Regelschule das anzustrebende Ziel sei. „Der entstandene allgemeine Streit um die schulische Inklusion lähmt die an sich notwendige Diskussion um eine Lösung der entstandenen Probleme, schadet aber auch der guten Idee und setzt unter Umständen die Förderungschancen vieler Kinder mit Behinderungen aufs Spiel." Sein Lösungsvorschlag: ein dual-inklusives Schulsystem, das dem individuellen Förderungsbedarf und den Bildungschancen jedes Kindes mit Beeinträchtigung gerecht werden kann.
Dilemma Inklusion – Wie Schule allen Kindern gerecht werden kann, 2019, Otto Speck, Ernst Reinhardt Verlag, München, ISBN 978-3-497-02891-7, 19,90 €
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